Im Wandel

Mit den Vorbereitungen für den Druckprozess verändert sich der Kunstraum. Die alte Druckpresse wird eingerichtet, die Arbeitsfläche für ein schrittweises Vorgehen aufgebaut und das Papier eingeweicht. Die Druckfarbe verbreitet dann im Laufe des Unterrichts ihren einzigartigen Geruch. Die Schüler und Schülerinnen tauchen in eine neue Welt des praktischen Wissens ein, die schon mit einem Vertrautmachen mit der Radiernadel beim Anfertigen der Platten beginnt. Ein Tun in Gemeinschaft hat hier ebenso seinen Platz wie die individuellen Entscheidungen, die fortwährend von jedem Einzelnen im Druckprozess getroffen werden, um der eigenen Vorstellung Ausdruck zu verleihen. Dabei können Irrtum und Überraschung wegbegleitend sein.

Den Schülern und Schülerinnen der zehnten Klassen öffnet sich mit der Druckgrafik neben anderen künstlerischen Epochen ein Raum, der im Besonderen durch die Möglichkeit zur Vervielfältigung das Verwandeln ein und desselben Motivs hergibt. So wohnt dem Druckprozess das Potential inne, die Stimmung beständig zu variieren und die verändernden Qualitäten innerhalb dieser Tiefdrucktechnik zu erproben. Die präsentierten Drucke spiegeln einen Ausschnitt der sich wandelnden Wirkung der jeweils einzelnen Motive wider.

Der Ausgangspunkt im Entstehen der gezeigten Werke möchte neben dem Prozess und dem Ergebnis ebenso beleuchtet werden. Die Schüler und Schülerinnen waren aufgefordert, ein einmaliges Motiv für die Radierung zu entwerfen oder es beim Tun aus sich heraus neu zu finden. Impulsgebend konnten Abbildungen von Drucken Dürers sein, um die kreative Auseinandersetzung anzuregen. Aus der darin offenbarten Vielfalt an Strukturen konnten ausgewählte Bereiche entlehnt werden und zu Neuem, vorher noch nicht da Gewesenem zusammengesetzt werden. Dabei schien es wesentlich, sich von Beginn an von einer fertig gedachten Vorstellung möglichst frei zu machen, um sich ganz auf den schöpferischen Prozess einzulassen und das Motiv mitunter erst während des Werdens selbst zu entdecken.

Abschließend sei noch etwas zur Technik der Kaltnadelradierung erwähnt. Zwischen der Ideenfindung und dem Druckprozess steht das Einritzen von Vertiefungen mit einer Radiernadel in eine Platte, in unserem Fall aus Aluminium. Durch den verschieden ausgeübten Druck lässt sich sowohl die Wirkung der Linien als auch der Farbtonwert beeinflussen. Typisch ist eine weiche, fast samtige Linienführung. Beim Einfärben der Platte bleibt die Farbe in und an dem gebildeten Grat hängen und wird durch körperlichen Einsatz in die Rille hineingepresst. Wischt man die Farbe an der Oberfläche unterschiedlich stark sowie mit verändertem Duktus ab, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, Stimmungen zu erzeugen. Eben dies lädt einerseits geradezu zum Experimentieren ein und lässt andererseits ein bewusstes Einwirken auf die Aussagequalität der Werke zu.

 
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