Am Montag, dem  20.10.2008, reisten die 26 SchülerInnen, Herr Preuschoft und ich per Bahn in Hardegsen an. Nachdem wir unsere Zimmer im Jugendgästehaus bezogen hatten, traten wir erstmals den Weg zum Schulbauernhof an, auf dem wir die folgenden zwei Wochen täglich arbeiten wollten.

Rahmenbedingungen:

Als Regionales Umweltbildungszentrum Hardegsen ist der Internationale Schulbauernhof als außerschulischer Lernort durch das niedersächsische Kultusministerium als ein Lernstandort anerkannt. Der Hof hielt als ca. 100 ha Bio-Gemischtbetrieb zu der Zeit 4 Milchkühe, 9 Rinder z. T. mit Nachzucht, 2 Sauen, 15 Läufer, 130 Hühner und ca. 240 Schafe, darunter 65 Milchschafe. Die Landwirtschaft ist verpachtet und wird vom Pächter in Kooperation mit dem Schulbauernhof geführt. Weiterhin stehen auf dem Hof eine Lehrküche, Speiseräume und mehrere Arbeitsgruppenräume zur Verfügung.

Bereits am ersten Tag wählten sich die SchülerInnen nach einer ersten Orientierungsphase auf dem Hof in feste Arbeitsgruppen ein, in der ersten Woche ohne Wechselmöglichkeit. Diese AGs sahen Arbeiten in der Hauswirtschaft und in der Tierversorgung bei den Rindern, Schweinen, Hühnern und Schafen vor und erfolgten in den so genannten „Stallzeiten“ täglich von 07:45 Uhr bis 09:15 Uhr und von 16:30 Uhr bis 18:00 Uhr. Die SchülerInnen wurden dabei von MitarbeiterInnen des Hofes angeleitet und später dann nur noch begleitet. Immer wiederkehrende Arbeiten charakterisierten diese Arbeitsphase u. A. beim Melken, Füttern, Misten und beim Herrichten der Futterrationen für die verschiedenen Tierarten.

Im Anschluss an die morgendliche Stallzeit frühstückten wir und danach trafen wir uns mit den Mitarbeiterinnen zu den täglichen „Haus- und Hofarbeiten“. Im Gegensatz zu den immer gleichen Stallzeiten orientierten sich diese Aufgabenstellungen an den Jahreszeiten, Witterungsbedingungen und an den aktuellen und notwendigen Erfordernissen des Hofes.

Zum Verlauf:

In der ersten Woche waren wir die einzige Klasse auf dem Hof, in der zweiten Woche kam eine 4. Klasse dazu. Die nun 51 SchülerInnen arbeiteten in altersgemischten Gruppen zusammen, wobei die jüngeren von den älteren angeleitet wurden. Im Umgang mit den jüngeren SchülerInnen bewiesen unsere Jugendlichen eine hohe Sozialkompetenz, was auch in der Abschlussbesprechung von der 4. Klasse besondere Erwähnung fand. Dazu kam auch ein Wechsel der Stallgruppen. Besonders dieser Wechsel von den geliebten Tieren hin zu anderen Arbeiten sorgte für Betroffenheit und Trauer, wurde aber von den jeweiligen SchülerInnen in bewundernswerter Weise überwunden. Sie erkannten die Notwendigkeit dieser Maßnahmen an und zeigten auch bei den zunächst ungeliebten Tätigkeiten großes Engagement.

Insgesamt verdient die Leistungsbereitschaft der Jugendlichen zur Mitarbeit besondere Anerkennung. Trotz verschiedener gesundheitlicher Beeinträchtigungen meldete sich niemand krank. Hervorzuheben sind auch die erfolgreichen arbeitsbedingten Wechsel zwischen selbständiger Arbeit und solcher, die Kooperationsfähigkeit erfordert.

Wenn wir nicht auf dem Hof arbeiteten, gab es verschiedene Angebote zur Weiterbildung wie z B: Der Besuch einer Schweinemastanlage, einer Biogasanlage, eines Werkes zur Weiterverarbeitung von Holz und Holzabfall, der Abfüllanlage von Beckers Bester. Dazu kamen Angebote zur Weiterverarbeitung von Milch, Wolle oder Äpfeln, Informationsveranstaltung zu Eiern oder Energiegewinnung. Wir fingen Schafe auf der Weide und reparierten Zäune, sammelten 5 Tonnen Äpfel von einer Apfelplantage und arbeiteten im Hausgarten…

Mit großem Einsatz haben unsere SchülerInnen auch in den Kooperationsbetrieben gearbeitet. So wurden z. B. auf dem Gemüsebetrieb Überstunden absolviert, die die Menge des geernteten Kohls deutlich gesteigert haben. Eine besondere Erfahrung war für alle Beteiligten sicher auch das Einfangen eines ausgebrochenen Rindes.

Natürlich hatten wir an manchen Tagen auch längere Freizeit. Am Samstag sind wir nach der morgendlichen Stallzeit nach Göttingen gefahren, wo alle ihren eigenen Interessen nachgehen konnten. Am folgenden Sonntag wanderten wir viele Stunden im Wald, einen deutlich längeren Weg als ursprünglich geplant. An einem anderen Tag liefen wir abends mit Fackeln ausgerüstet ca. 2 Kilometer durch den Wald zu einem Grillplatz und brieten am Lagerfeuer Stockbrot.

Insgesamt betrachtet war dieses Praktikum für unsere SchülerInnen eine wertvolle Zeit, die dem Motto des Hofes „Von der nützlichen Erfahrung nützlich zu sein..“ (H. von Hentig 2006) absolut gerecht wurde und ihnen altersbedingt in einer Zeit der persönlichen Sinnsuche sicher eine große Hilfe war.