Vor dem Hintergrund der Pubertät werden in der 9. Klasse neben den handwerklichen Fächern Schwarz-Weiß-Zeichnen und Plastizieren in mehrwöchigen Epochen unterrichtet. Gemäß der seelischen Situation des Jugendlichen, die er als einen schmerzvollen Gegensatz zwischen seiner eigenen Welt und der Realität der Außenwelt empfindet, wird im Zeichnen diese Polarität von Licht und Dunkel aufgegriffen und im schöpferischen Prozess wieder zu einer Einheit verbunden.

Auch im Plastizieren steht eine erneute Begegnung von Innen und Außen, von Schwere und Leichte im Vordergrund. Durch die eigene künstlerische Tätigkeit beginnt der Schüler zu erkennen, dass objektive Gesetzmäßigkeiten den Gestaltungsprozessen innewohnen und dass der Mensch verantwortlicher Mitgestalter an der Welt ist.

Das Plastizieren mit weichem Ton findet seine Fortsetzung im Schnitzen (10. Klasse) und im Steinhauen (12.Klasse).

 

Nachdem in den unteren Klassen der Umgang mit den Farben intensiv gepflegt wurde und der Schüler sich danach im Kontrast des Schwarz-Weißen befand, wird ab der 10. Klasse die Farbe erneut aufgegriffen. Das eigene Tun bekommt nun Unterstützung durch das sich entwickelnde Verständnis der Gesetze der Farbenlehre.

Die praktische künstlerische Arbeit wird begleitet von der Kunstgeschichte, in der die Schüler die Wesensmerkmale der verschiedenen Stilepochen, ausgehend von der Ägyptischen Kultur bis hin zur Neuzeit, erkennen lernen.

Einen Abschluss findet der theoretische Kunstunterricht mit der Architekturgeschichte in der 12. Klasse. Durch den plan- und doch phantasievollen Umgang mit dem Material und durch den den Hintergrund erhellenden begleitenden Unterricht bietet die Waldorfschule dem Schüler die Möglichkeit, ein Mensch zu werden, der wach ist für die Not des Augenblicks und verantwortungsvoll handeln kann.